Wir stehen dazu, dass der Klimawandel menschengemacht ist. Wir verschließen nicht die Augen vor wissenschaftlichen Wahrheiten, nur weil sie unser Versagen in der Vergangenheit dokumentieren und eine Verhaltensänderung für die Zukunft verlangen. Die Jugend kann sich auf uns verlassen. Die Bewältigung des Klimawandels und damit die Erhaltung unserer natürlichen Lebensgrundlagen sind eine gesamtgesellschaftliche, vor allem aber eine politische Herausforderung. Dieser Herausforderung stellen wir uns mit konkreter Klima- und Umweltschutzpolitik in der Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder. Genug gelabert, wir haben keine Zeit mehr für Ausreden, wir müssen endlich handeln. Und wir können im Landkreis Fürstenfeldbruck handeln. Think global, act local.
Die Faktenlage:
Die aktuellsten Zahlen für den Landkreis datieren auf das Jahr 2015. Vom Gesamtenergieverbrauch 5.012 GWh entfallen 44% auf Wärme, 37% auf Verkehr und 12% auf Strom. Damit korrespondieren CO2-Emissionen von 1.477.000 t, aufgeteilt in die Sektoren Wärme mit 44%, Verkehr mit 40% und Strom mit 16%. Eine Erfassung nach den im neuen Klimaschutzgesetz benannten Sektoren (Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und Sonstiges) existiert im Landkreis nicht. Die Entwicklung zwischen 2010 und 2015 zeigt auf, dass die Emissionen in den Sektoren Wärme und Verkehr ansteigen, während der Sektor Strom schon deutliche Einsparungen vorzeigen kann.
Der Anteil der regenerativen Stromerzeugung lag im Jahr 2015 bei 25%, auch hier hinkt der Landkreis dem Rest der Republik hinterher (Bundesschnitt in 2015 35%). Die aus den europäischen Vereinbarungen abgeleiteten nationalen Sektorenziele für 2030 verlangen eine Reduktion der CO2- Emissionen bis 2030 gegenüber 2014 von durchschnittlich 40%. Ohne zusätzliche Maßnahmen wird der Landkreis alle Klimaschutz- und Energiewendeziele - vom jetzigen Landrat eingestanden - krachend verfehlen. Gerade in den Sektoren Wärme und Verkehr ist ein Umsteuern dringend nötig, die Potentiale sind riesig.
Das sind unsere konkreten Forderungen:
1. Klimaschutz vor Ort verbindlich machen
Wir wollen verbindliche Klimaschutzziele für alle im Landkreis relevanten Sektoren (Energiewirtschaft, Industrie, Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft) auch im Landkreis. Heruntergebrochen aus den nationalen Zielen. Vereinbart in einem echten gesellschaftlichen Diskurs mit allen Beteiligten. Abgerundet durch eine transparente, und zeitnahe Evaluierung sowie ggfs. Nachjustierung der CO2-Minderungen.
2. 100% erneuerbare Stromerzeugung bis 2026
Wir wollen die erneuerbare Erzeugung vor Ort konsequent ausbauen, mit einem Vorrang für Solar, ergänzt auch durch Windkraft. 100% erneuerbare Energieerzeugung im Landkreis bis 2026 sind sportlich, aber möglich. Unser Ausbaufahrplan sieht so aus. Wir wollen 2026 einen Strommix von 70% Solar, 20% Wind und 10% Sonstige wie z.B. Wasserkraft erreicht haben. Wir gehen für 2026 von einem gegenüber 2015 gleichbleibendem Gesamtstromverbrauch von ca. 600 GWh aus, da Einsparungen im Bereich der Energieeffizienz durch höhere Verbräuche im Bereich der Elektromobilität aufgewogen werden.
Um den Solaranteil von 420 GWh zu erreichen, benötigen wir bei Verwendung aktueller Standardmodule eine Fläche von 4,2 km². Das ist gerade mal 1 Prozent der Gesamtfläche des Landkreises. Ein besonderes Augenmerk sollte dabei einer intensiven Nutzung öffentlicher und gewerblicher Gebäude sowie aller Infrastrukturzonen (Straßen, Bahnlinien, Parkplätze) sowie einer Doppelverwendung landwirtschaftlicher Flächen (PV und z.B. weidende Tiere) gelten. 3 km² PV-Zubau in 6 Jahren, machbar. 120 GWh aus Windkraft bedeuten ca. 20 zusätzliche Windräder wie sie jetzt in Mammendorf stehen.
Weitere Bausteine sind: Dezentrale und kleinteilige Energieerzeugung fördern (Mieterstrom). Lokale Energiespeicherung (z.B. Power to Gas). Kraft-Wärme-Kopplung kleinteilig ausbauen. Chancen der Digitalisierung mit übergeordneter und kleinteiliger Erzeugungs- und Verbrauchssteuerung nutzen.
Wir wollen gemeinsam mit Stadtwerken, Landwirten und der Bürgerschaft Potentiale und Standorte suchen, entwickeln und in Betrieb nehmen.
3. Wärmewende voranbringen, Sanierungsoffensive Gebäude
Wir wollen Energienutzungspläne in den Kommunen als Standard. Gerade im Bereich der Wärme gibt es noch riesige Einsparpotentiale. Fern- und Nahwärmenetze, Quartiersversorgungen wo immer möglich realisieren. Wir nutzen örtliche Power to Gas-Potentiale ebenso wie Oberflächen- und Tiefengeothermie. Wir wollen eine konsequente Umgestaltung der Müllverbrennungsanlage in Geiselbullach zu einem echten Energiestandort (Wärme, Dampf, Strom).
Wir initiieren eine Sanierungsoffensive, verpflichtend für alle öffentlichen Gebäude, offen aber auch für Wohnen und Gewerbe. Wir finanzieren die Sanierungsmaßnahmen ohne Belastung der öffentlichen Haushalte, allein aus den erzielten Einsparungen, im bewährten Modell der Einsparpartnerschaften mit der Energiewirtschaft.
Im Neubausektor wirken wir darauf hin, dass nur noch Plusenergiehäuser errichtet werden. Wir stellen uns der Vorbildfunktion öffentlicher Gebäude in allen Feldern. Der Wärmesektor muss bei der CO2-Einsparung endlich liefern.
4. Vorrang für öffentliche Mobilität, Verkehrswende machen
Wir sagen: Schluss mit dem S-Bahn-Chaos. Wir fordern den schnellen viergleisigen Ausbau der S 4 bis Geltendorf und den 10min-Takt auf allen Linien im Landkreis. Entschlossener weiterer Ausbau des ÖPNV mit neuen Tangentialverbindungen wie etwa einer Tram oder Seilbahn von Bruck durch den Fliegerhorst nach Maisach, mit einem Ausbau von Expressbuslinien. Seilbahnen (z.B. auch von Germering nach Pasing) können grundsätzlich kurzfristig umsetzbare Lösungen für zusätzliche Verbindungen bringen. Wir brauchen dringend eine Erhöhung der Zuverlässigkeit in allen Systemen.
Wir fordern: ÖPNV bis 18 kostenfrei, das 365 €-Jahresticket für alle! Gefördert vom Bund als Modellregion.
Wir fordern Mobilitätsdrehscheiben an allen Bahnhöfen. Eine umfassende digital basierte Vernetzung mit schnell auszubauenden Sharingsystemen (Auto, Bike, Lastenrad).
Wir wollen das Radwegenetz gerade in Zeiten von e-Bikes auch mit Schnellradtrassen entschlossen ausbauen. Wir errichten eine leistungsfähige Infrastruktur für die Elektromobilität und ergänzend grünes Gas. Die öffentlichen Flotten (auch die ÖPNV-Busse) werden selbstverständlich klimaneutral.
Wir wollen die überlasteten Stadt- und Gemeindezentren vom Individualverkehr entlasten. Dazu schaffen wir zusätzliche Busverbindungen in die Zentren (Taktverdichtung!). Wir denken auch nach über Parkraumbeschränkungen in den Innenstädten. Auch kommunale Tempolimits können ein Baustein sein. Wir drängen die individuelle Mobilität zurück, auch durch eine Abschmelzung der Stellplatzschlüssel.
Der Verkehrssektor muss bei der CO2-Einsparung endlich liefern.
Aber: Nur wenn die öffentliche Mobilität eine zuverlässige, bequeme und bezahlbare Alternative zur individuellen Mobilität wird, können wir die Menschen zu einem freiwilligen und damit nachhaltigen Umstieg bewegen!
5. Natur und Tiere schützen
Wir wollen das Stadtklima verbessern, durch Dach- und Fassadenbegrünung, öffentliche Parks, gesicherte Frischluftschneisen. Wir müssen die Biodiversität sichern, etwa durch öffentliche Blühwiesen und Grünstreifen, weniger Steingärten. Wir wollen den Landschafts- und Naturschutz ernst nehmen, auch durch einen effektiven Schutz der Wälder und Moore als CO2-Speicher. Wir wollen den Flächenverbrauch durch Nachverdichtung und flächeneffizientes Bauen (notwendig in die Höhe) dämpfen. Wir wollen Verpackungsmüll und Einwegnutzungen vermindern und bekennen uns zu einer maximal hohen Recyclingquote.
Wir sollten im Landkreis den Tierschutz endlich ernst nehmen. In der Massentierhaltung durch die Förderung des Umstieges auf eine integrierte (naturnahe und tierfreundliche) Bewirtschaftung. Wir müssen dabei die bestehenden Tierschutz- und Qualitätsstandards endlich durch wirksame Kontrollen sichern. Regionale, saisonale und biologisch erzeugte Produkte werden Pflicht bei der öffentlichen Hand (Schulen, Kindergärten, Kantinen, Veranstaltungen). Wir bekennen uns zu einem Schlachthof im Landkreis, um Tiertransporte zu vermeiden. Der Landkreis braucht wieder ein eigenes Tierheim. Viele Haustiere verlieren aus den unterschiedlichsten Gründen ihr Zuhause und brauchen eine qualitätvolle und leistungsfähige Anlaufstelle.
Wie wollen wir unser Konzept umsetzen?
Wir bringen unser Klimaschutzprojekt ein in das europäische Förderprogramm ELENA. Mit den Mitteln aus diesem Programm finanzieren wir zuerst eine ganzheitliche Studie, welche zu all den oben beschriebenen Themenfeldern die relevanten Daten erfasst, die möglichen Lösungen eruiert und konkrete Umsetzungsszenarien vorschlägt. Auf einer so verdichteten Basis unseres Konzeptes treffen wir dann die politischen Entscheidungen und gehen in die Umsetzung. Auch die bei der Umsetzung entstehenden Kosten für internes Personal und externe Ingenieure finanzieren wir aus dem Programm ELENA.
Bei der investiven Umsetzung der Maßnahmen nutzen wir alle bestehenden Förderprogramme. Setzen auf Kooperationen mit Wissenschaft, Wirtschaft und Bürgerschaft. Wir machen aus dem Klimaschutz im Landkreis ein gemeinsames, ein gesellschaftliches Projekt. Auf diese Weise können wir schnell erste Maßnahmen realisieren.
Ja, wir haben anspruchsvolle Ziele. Entscheidend ist nicht, wie viele Planstellen im Landratsamt für den Klimaschutz geschaffen werden oder ob wir – wie fast alle anderen Landkreise – endlich eine Energieagentur haben. Entscheidend ist, dass wir den politischen Willen für konkrete Klimaschutzmaßnahmen haben. Wir wollen bis 2026 liefern. Endlich machen.
Lassen wir die Generation Fridays for Future nicht allein mit deren berechtigten Sorgen.
Kämpfen wir gemeinsam mit unseren Kindern für unser aller Zukunft.
HINTERGRUND: ELENA
https://www.eib.org/de/products/advising/elena/index.htm
Wir müssen handeln und dürfen unsere Kinder nicht weiter enttäuschen. Ich will meinen Beitrag leisten.