In der Schule bin ich dann früh in Berührung gekommen mit der griechischen Philosophie, von den Vorsokratikern über Sokrates und Platon bis hin zu Aristoteles und Epikur.
Rückblickend hat mich am meisten beeindruckt der Versuch, allein mit den Mitteln der Vernunft - jenseits aller religiösen und mythischen Botschaften - Herkunft und Sein von Welt und Mensch auf den Grund zu gehen. Die Geburtsstunde echter Wissenschaft im besten Sinne. Abgerundet wurde meine Sehnsucht nach vernunftbasierter Lösungssuche durch das Werk von Karl Popper, der zutreffend die Widerlegung einer These und das Streben danach als den Wesenskern wissenschaftlichen Denkens beschrieb. Sein Grundlagenwerk „Die offene Gesellschaft und ihre Feinde“ ist eine Basis meines politischen Denkens. So nimmt es nicht Wunder, dass im Zentrum meiner politischen Motivation der Kampf für Menschlichkeit und Vernunft, der Kampf gegen Rohheit und Dummheit steht.
Ich bin ein christlich geprägter Mensch. Nächstenliebe und der Einsatz für die Schwachen und Kranken wurden hohe Werte in meinem Leben. Auch die Szene, in der Jesus die Händler aus dem Tempel vertreibt, hat mir immer gut gefallen. Die Werte von Gleichheit und Brüderlichkeit, von sozialer Gerechtigkeit und Solidarität sind auch zutiefst christliche Werte. Von daher war es nur logisch, dass ich politisch ein Sozialdemokrat geworden bin. Jeder Mensch ist einzigartig und soll die gleiche Chance im Leben haben. Die Starken müssen für die Schwächeren mittragen. Wir müssen teilen. Empathie und Mitmenschlichkeit sind die Eckpfeiler eines gelingenden Zusammenlebens. Die Kirche als Institution sehe ich sehr kritisch, das ist ein langes Thema. Ich meine grundsätzlich, dass da wo Menschen sich als Deuter göttlichen Willens aufspielen und dabei Macht ausüben, immer nur Willkür und Grausamkeit das Ergebnis sind. Die Trennung von Kirche und Staat, von Recht und Religion ist für mich demgemäß das höchste Gut der Zivilisation.
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